Bis etwa vor 50 Jahren wurden in den Heidegegenden der
Niederlanden, genauso wie zum Beispiel in Norddeutschland und Polen
zottelhaarige
Hütehunde neben anderen Hütehundschlägen eingesetzt. Die Holländer nannten
ihn unter anderem Schapendoes. Wörtlich könnte man das mit Schafshund übersetzen.
Dabei muss man wissen, dass der Wortstamm "does" im modernen Niederländisch
nicht mehr verwendet wird. Er beschreibt im Gegensatz zum Rassehund, dem "hond"
einen Gebrauchs- Bauern- oder auch Straßenhund.
Die niederländischen Hirten der Heideprovinzen schätzten ihren Schapendoes
wegen seiner Arbeitsfreude und seiner Intelligenz. Auch hier in Deutschland gab
es unterschiedliche Schläge des eng mit dem Schapendoes verwandten Schafpudels.
Diese sind bis auf ganz wenige Restbestände in Schäferhänden ausgestorben. In
Polen kannte man den Mal, den Sredny und den Duzy Ponad. Der Sredny ist die
Stammform des modernen PON´s und stammt exakt aus der gleichen Gegend wie der
reinweiße pommersche Schafpudel (vielleicht sind die beiden sogar identisch).
Bei den Züchtern des modernen PON´s fielen am Anfang immer wieder einfarbige,
meist reinweiße Hunde, die nach ihren Vorstellungen unerwünscht waren. Man
kann leicht vermuten, dass durch die Wanderschäferei und durch den Handel mit
ganzen Schafherden und den dazugehörigen Hunden die Verbreitung über die
gesamte norddeutsche Tiefebene erfolgte.
In
Polen und in den Niederlanden erkannten hundeinteressierte Nichtschäfer den außerordentlichen
Wert dieser Hütehunde als Familienhund und begannen mit dem Aufbau der Rasse.
Um die gesamten Zusammenhänge ein wenig zu verstehen, müssen wir in der
Geschichte weiter rückwärts blättern: Schon im frühen Mittelalter findet der
Hirtenhund der "Canis pastoralis" seine Würdigung. So wurde zum
Beispiel das Töten eines Hirtenhundes im Lex Bajuvariorum mit hohen Geldstrafen
geahndet. Es bestanden Vorschriften, dass die Hirten ihre sehr gefährlichen
Hunde ausschließlich zur Verfolgung von Wolf, oder Bär von der Kette lösen
durften. Zu dieser Zeit war ein Hüten in unserem Sinn noch nicht notwendig, da
die Weideflächen groß und zusammenhängend waren. Der Hund des Hirten hatte
alleine die Aufgabe, die Herde vor feindlichen Angriffen, sei es von Mensch oder
Tier zu beschützen. Die Hunde wurden entweder vom Hirten an der Kette geführt
oder hatten ihren Futter- und Schlafplatz etwas abseits der Herde. Hier wurden
sie ebenfalls angebunden gehalten. Entsprechend ihren Aufgaben entstand auch ein
Hundetyp von besonderem Aussehen. Man beschreibt sie als große und böse Hunde
mit Zotten und Locken. In Deutschland waren es die sogenannten Schafrüden.
Einige der reingezüchteten Hirtenhundrassen anderer Gegenden, wie den Mastin de
los Pireneos den ungarischen Kuvasz oder den Sarplaninac erinnern noch an diese
uralten Hirtenhunde.
Nach dem Verschwinden von Wolf und Bär einerseits und dem Wachsen der
Kulturlandschaft in Europa andererseits verloren diese Hunde ihr angestammtes
Aufgabenfeld.
Der Hirte brauchte nun leichtere, wendige und leicht abrichtbare Hunde. Sie
sollten in erster Linie die uns heute bekannten Hütehundeigenschaften
aufweisen. Dabei begann sicherlich die Auslese bei den geeignetsten Hunden des
alten Schlages, die, so ist anzunehmen, mit den entsprechend tauglichen
Bauernhunden der Umgebung gekreuzt wurden. Ausdauernd, wetterfest und extrem
lernfähig mussten die Hunde sein.
Eine weitere Eigenschaft des Hütehundes gerät gerade in unserer Zeit durch die
Verwendung des Bordercollies in Vergessenheit. Die Hütehunde mussten sich gegenüber
den Schafen auch durch eine gewisse Bissfreudigkeit Respekt verschaffen können.
Der Fachausdruck ist der "Griff". Man unterscheidet einen Keulengriff
von einem Nackengriff nach dem Ort, wo der Hund zubeißt. Der Hütehund verletzt
beim Griff das Schaf nicht, es ist lediglich ein "Zwicken", welches
das Schaf zur Rückkehr in die Herde bewegen soll. Wenn Sie Glück haben, werden
Sie Ihren Schapendoes dabei einmal beobachten können. Es kann schon einmal
vorkommen, dass er Sie aus lauter Übermut mit dem ganzen Körper anrempelt oder
auch mal kurz in die Fesseln zwickt. Spätestens dann werden Sie sich an seinen
Ursprung erinnern !
In ganz Europa entwickelten sich die leichteren Hütehunde. Hohe Intelligenz,
selbständiges Arbeiten, gepaart mit extremer Lauffreudigkeit und Wendigkeit
wurde den Hunden abverlangt. Die züchterische Leistung, welche die Schäfer und
Hirten vergangener Tage vollbracht haben, ist als beachtenswertes Kulturgut
einzustufen.
Viele dieser Hütehundschläge sind durch gezielte Zucht vom Aussterben gerettet
worden. Neben dem bereits erwähnten PON lassen sich der Bergamasker aus dem
Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien , der Berger des Pyrenées, der Gos
d´Atura Catalan aus Nordspanien und der ungarischen Puli als nächste Verwandte
des Schapendoes aufzählen.
Leider ist es aus verschieden Gründen in Deutschland noch nicht gelungen, den
Schafpudel, der sicherlich als kerngesunder und wesensfester Hund eine
Bereicherung unserer "Hundelandschaft" darstellen würde, in ein
Zucht- und damit Rettungsprogramm einzubinden.
In den Niederlanden begann man 1945 mit dem geplanten Aufbau der Rasse. Bereits
kurz vor dem zweiten Weltkrieg wurde durch gezieltes Suchen in den Heidegegenden
der niederländischen Provinzen Drenthe und Veluwe nach bodenständigen Hütehundformen
Ausschau gehalten. Der bekannte niederländischen Kynologe P.M.C. Toepoel stieß
auf Hütehunde, die hier "Herdersdoes", "Siep", "Olde
Grise" oder Schapendoes genannt wurden.
1947 wurde die "Vereniging de Nederlandse Schapendoes" gegründet. Die
offizielle Anerkennung der Rasse durch die FCI (Federation Cynologique
Internationale) erfolgte 1971. 1986 fiel der erste Wurf in Deutschland. Die
Mutterhündin stammte nicht aus Holland, sondern aus der Schweiz. (Bim of Sylvan
Spirit) P.M.C. Toepoel mit Pluis, einem der "Urväter" des modernen
Schapendoes.
Zur Zeit werden in Deutschland etwa 80 Welpen pro Jahr gezüchtet. Alle VDH- Züchter,
sowie viele Privatbesitzer dieser Hunderasse haben sich ab 1997 zur
Interessengemeinschaft Schapendoes innerhalb des VDH zusammengeschlossen. Sie
verstand sich als Vorstufe eines eigenen Schapendoesclubs in Deutschland. Am 14.
November 1999 wurde der Club mit eigener Satzung und Zuchtordnung offiziell
unter der gleichen Bezeichnung "INTERESSENGEMEINSCHAFT SCHAPENDOES"
gegründet. |